Autor: Reiner Bachthaler
Nachhaltige Digitalisierung in der Schüttgutlogistik
Die Baustoffindustrie wird mit der ständig wachsenden Anforderung konfrontiert, nicht nur ihre Leistungsfähigkeit, sondern auch die Nachhaltigkeit ihrer Abläufe zu verbessern. Die Ökobilanz und der CO2-Ausstoß sind von entscheidender Bedeutung: Die Kundschaft fordert nachvollziehbare und transparente Informationen dazu. Daher legen sowohl große als auch kleine und mittelständische Unternehmen verstärkt Wert auf Nachhaltigkeit in ihrer eigenen Produktion und Logistik. Themen rund um eine nachhaltige Digitalisierung haben zunächst in den Bereich hochverarbeiteter Produkte (wie Zement oder Asphalt), Readymix (wie Beton) oder Kalk Einzug gehalten, sind aber ebenfalls für weitere Branchen wie Sand & Kies relevant.
Auf den ersten Blick mag es sinnvoll erscheinen, sich auf die Verbesserung der Nachhaltigkeit im Herstellungsprozess von Baumaterialien zu konzentrieren. Doch oft wird das beträchtliche Potenzial, das in der Automatisierung und Digitalisierung von Logistikabläufen liegt, nicht vollständig erkannt – ein Potenzial, das nicht nur die Effizienz der gesamten Prozesskette steigern, sondern auch den CO2-Ausstoß erheblich senken kann.
Die Herausforderung besteht darin, parallel eine effektive und nachhaltige Digitalisierungsstrategie in der Schüttgutlogistik zu entwickeln, die alle relevanten Akteure (Kunden, Lieferanten, Spediteure und Empfänger) einbezieht. Zu den Schlüsselaspekten gehören die Identifizierung der Hauptanwendungsfälle und die Berücksichtigung projektspezifischer Faktoren, die für eine erfolgreiche Umsetzung entscheidend sind.
Optimierung der gesamten Lieferkette
Heutzutage sind typische Logistikprozesse wie Bestellung, Auftrags- und Transportplanung und Auslieferung oft dezentralisiert und den jeweiligen Produktionsstätten zugeordnet. Eine Planung und Optimierung, die über die einzelnen Werke hinausgeht, finden meist nicht statt. Darüber hinaus gibt es entlang der Prozesskette oft einen Bruch zwischen verschiedenen, nicht integrierten Teillösungen, d.h. es findet kein online Daten- bzw. Informationsaustausch zwischen diesen Systemen statt.
Die aktuellen Herausforderungen im Logistikworkflow:
- Bestellungen werden oft per E-Mail (oder Telefon) und nicht online platziert.
- Bestellungen werden nicht optimal auf die am besten geeigneten Produktionsstätten verteilt; es mangelt an Transparenz über bessere Alternativen.
- Es gibt keinen Lastausgleich zwischen den verschiedenen Werken (wo sind lange Wartezeiten zu erwarten, welches Werk hat möglicherweise keine Vorräte mehr für bestimmte Materialien usw.)
- Nicht optimierte Transporte führen zu längeren Fahrten und höherem Kraftstoffverbrauch.
- Bei Asphalt und Readymix besteht das Risiko, dass die Lieferungen nicht rechtzeitig eintreffen und das Material nicht mehr verwendet werden kann oder die Qualität auf der Baustelle unzureichend ist.
Möglichkeiten zur Optimierung
Minimierung manueller Tätigkeiten und Verzögerungen
Ein ineffizienter Logistikablauf ist oft von manuellen, fehleranfälligen Abläufen, Medienunterbrechungen und Verzögerungen geprägt. Besonders in der Werkslogistik (wie z.B. beim Axians VAS Yard Management) gibt es erhebliches Potenzial, durch den Einsatz einer fortschrittlichen Logistiksoftware die Effizienz und die Automatisierung zu erhöhen und somit auch die Nachhaltigkeit der Abläufe zu fördern.
Gegenwärtig erreichen Lkw-Fahrer häufig unangekündigt den Beladeort, sind nicht immer über die Details ihrer Fracht informiert und haben keine festgelegte Beladezeit, was zu einem manuellen und zeitraubenden Anmeldeprozess im Werk führt. In solch einem Szenario sind Verzögerungen und Rückstaus keine Seltenheit, sondern eher die Norm.
Durch eine effiziente Gestaltung der jeweiligen Prozessschritte und den sofortigen, digitalen Zugriff auf die erforderlichen Daten können manuelle Arbeiten und Wartezeiten im Betrieb signifikant verringert werden.
Typische Beispiele:
Durch die zentrale Koordination und Ankündigung von Lieferungen sowie die Bereitstellung relevanter Informationen für den Fahrer, lässt sich der Lieferprozess optimieren und effektiver gestalten. Die notwendigen Informationen für Beladung und Auslieferung sind schon vor Ankunft des Lkw im Betrieb bekannt und im zentralen, cloud-basierten Logistikworkflowsystem verfügbar – zugänglich für den Fahrer über seine App und im Logistiksystem des Werks. Dies eliminiert das aufwendige Suchen nach Lieferinformationen und verringert dadurch unnötige Wartezeiten für den Lkw.
Durch die zentrale Koordination und Ankündigung von Lieferungen sowie die Bereitstellung relevanter Informationen für den Fahrer, lässt sich der Lieferprozess optimieren und effektiver gestalten. Die notwendigen Informationen für Beladung und Auslieferung sind schon vor Ankunft des Lkw im Betrieb bekannt und im zentralen, cloud-basierten Logistikworkflowsystem verfügbar – zugänglich für den Fahrer über seine App und im Logistiksystem des Werks. Dies eliminiert das aufwendige Suchen nach Lieferinformationen und verringert dadurch unnötige Wartezeiten für den Lkw.
Durch den Einsatz von Selbstbedienungsterminals, die mit einem Werkslogistiksystem wie dem Axians VAS Yard Management online verbunden sind, lässt sich der Eincheckvorgang an der Werkseinfahrt in Sekundenschnelle erledigen. Die Identifizierung des Lkw erfolgt rasch – sei es durch Kameras oder andere effiziente Erfassungstechniken wie QR-Codes, TAN-Eingaben oder RF/ID-Karten. Am Terminal erhält der Fahrer sofort die Information über die zugewiesene Ladestelle. Auch der Prozess der Beladung und des Checkouts beim Verlassen des Werks kann durch eine Automatisierung wesentlich beschleunigt werden. So verbringt der Lkw weniger Zeit im Werk und verbraucht weniger Treibstoff, was den ökologischen Fußabdruck minimiert.
Ein Beispiel hierfür ist die Nutzung von mobilen Terminals an Radladern oder Gabelstaplern, die dem Bediener unmittelbar die korrekten Liefer- und Beladedaten interaktiv zur Verfügung stellen. Dies vermeidet Kommunikationsfehler, den Druck bzw. das manuelle Ausfüllen von Ladescheinen und den Zeitaufwand für nachträgliche Korrekturen.
Diese Beispiele verdeutlichen die Vielfalt logistischer Lösungen, die zur Erhöhung der Nachhaltigkeit in der Schüttgutlogistik beitragen können, da eine effektive Dekarbonisierung mit einer tiefgreifenden Prozessoptimierung beginnt.
Digitaler und papierloser Logistikworkflow
Die aktuelle Praxis in der Schüttgutlogistik ist oft durch eine Vielzahl von papierbasierten Vorgängen charakterisiert, die regelmäßig auch zu Medienbrüchen führen. Nachfolgend einige gängige Beispiele:
- Drucken von Bestelllisten und Lieferzeitplänen
- Drucken von Vorab-Lieferscheinen und Beladeanweisungen
- Mehrfache Drucke von Lieferscheinen nach der Beladung an der Werksausfahrt
- Kopieren des papierbasierten Lieferscheins nach manueller Unterschrift des Empfängers
- Manuelle Erstellung und Kopieren von Fahrberichten durch den Lkw-Fahrer
Dies resultiert in einer ungünstigen CO2-Bilanz für diese Logistikprozesse. Ein einfacher Vierseitendruck pro Lieferung führt bei 120.000 Lieferungen jährlich zu etwa 2,5 Tonnen CO2. Das Gesamtpotenzial für eine gesteigerte Nachhaltigkeit durch einen digitalen, papierfreien Ablauf ist zweifellos noch viel größer.
So wird ein papierloser Workflow in der Schüttgutlogistik erreicht:
Bestellungen werden vom Kunden oder Planer direkt online – ohne Papierausdruck – in einem zentralen, cloudbasierten Logistik-Workflow-System (wie z.B. Axians VAS Cloud Logistics) angelegt.
Lieferzeitpläne werden online an die Transportunternehmen übermittelt (entweder durch Zugang zum selben System oder durch Übertragung via Web-API an das Planungssystem des Spediteurs).
Informationen zu geplanten und zugeteilten Lieferungen werden online an eine Fahrer-App gesendet, die das Einchecken im Beladewerk, die automatisierte Beladung und die Erstellung elektronischer Lieferscheine ohne Ausdruck ermöglicht. Die Dokumente werden zudem elektronisch in der Mobile App gespeichert (z.B. Axians IAS Driver App).
Der Empfänger bestätigt den Wareneingang in der App, und die so angereicherten Lieferdaten werden automatisch elektronisch an den Empfänger, den Kunden und das ERP-System des Lieferanten gesendet.
Die Fahrtberichte werden elektronisch in der Fahrer-App erstellt und online zur Auswertung und Rechnungsstellung an das ERP-System übermittelt, z.B. über Axians VAS Cloud Logistics.
Das Ergebnis ist ein papierloser Workflow, der die Nachhaltigkeit und die Klimabilanz von Logistikprozessen in der Schüttgutbranche erheblich verbessert, Kosten einspart, Medienbrüche vermeidet und die Transparenz für alle Beteiligten erhöht.
Fazit
Die fortschreitende Digitalisierung im Bereich der Schüttgutlogistik eröffnet weitreichende Chancen, sowohl die Umweltbilanz signifikant zu verbessern als auch die Effizienz der Prozesse zu erhöhen. Durch die Optimierung der Lieferketten, die Minimierung manueller Eingriffe und Wartezeiten sowie die Implementierung eines papierlosen Workflows ist es für Anbieter in der Baustoffbranche möglich, nicht nur umweltschonender zu handeln, sondern auch beträchtliche Kosten zu sparen. Eine nachhaltige Digitalisierung stellt demnach nicht nur einen Beitrag zum Umweltschutz dar, sondern verschafft Unternehmen auch einen ökonomischen Vorteil im Wettbewerb.
Für den Erfolg Ihres persönlichen Digitalisierungsprojekts ist die Auswahl eines versierten und erfahrenen Partners wie Axians IAS entscheidend, um eine maßgeschneiderte und nachhaltige Digitalisierungslösung zu realisieren.
Reiner Bachthaler
Senior Produktmanager